© DAV-LU / Torsten Oster

Sportklettern im Frankenjura

Von Eiben, Elfen und Schlössern

19.08.2022

Saftig grüne Wiesen und Wälder, sanfte Hügel, urige Dörfer, gutes Bier – nein, wir sind nicht in Tolkien’s Auenland, sondern im größten Sportklettergebiet Deutschlands in der Fränkischen Schweiz in Nordbayern.

Die Eibe oder umgangssprachlich der Bogenbaum ist die schattenverträglichste Baumart Europas. Das ist beim Sportklettern ein wichtiges Thema, wenn die Temperaturen über 25 Grad steigen. Die Eibenwände sind wohl mit das schattigste und dunkelste Kletterterrain in der Nähe von Gößweinstein und waren unser Ziel für den ersten Tag. Dank dieser guten Wahl durch Markus, erfüllte der „Einklettertag“ schon die Kurskriterien – nämlich mindestens auch im 6. Grad zu klettern. Schwierigkeitsgrade sind ja nicht alles, aber den Voraussetzungen des Kurses wollten wir dann doch gerecht werden. In den Folgetagen standen dann nach Einklettern die Zeichen auf Rotpunkt-Angriff. Rotpunkt heißt, dass man eine subjektiv gesehen schwere Route erst ggf. stückweise ausprobiert, um sie dann noch einmal komplett im Vorstieg ohne Hänger durchzusteigen. Für Gunnar und Thomas als Vorstiegsneulinge am Fels, waren die knackig bewerteten Frankenjura Routen eine besondere Herausforderung. Dazu aber später mehr.


Die doch sehr giftige Schlüsselstelle an der Eisenwand (6+) am Lindenstein war für mich dann auch zu viel. Nachdem aber Wolfram den Oskar Bühler Gedächtnisweg (7) On-Sight (On-Sight heißt man schafft sie im ersten Versuch ohne weitere Vorinformationen) durchgestiegen war und danach noch gleich den Boxdorfer Weg (6+) mit Markus geklettert ist, war das Motiviation genug um diesen dann auch On-Sight zu klettern. Dabei hatte Markus auch noch ganz andere Aufgaben zu bewältigen. Er hatte nämlich noch Gunnar und Thomas im Kurs zu coachen, die viel Übung in der Halle haben und damit die Kursvoraussetzungen erfüllten, aber draußen im Vorstieg noch recht unbedarft waren. Die dachten, dass zu den anvisierten „Begehungsstilen“ auch der Nachstieg zählt. Aber diese Problematik hat Markus souverän gemeistert. Am ersten Tag durften sie sich noch Einklettern, bekamen einen Crashkurs über mobile Sicherungen und mussten dann die ersten Vorstiege in bekannten Touren ausprobieren. Diese hatte Markus für sie in einem ersten Schritt gut abgesichert.


Somit konnten die beiden auch das notwendige Selbstvertrauen und die Erfahrung sammeln um dann das Thema Rotpunktklettern von schwierigen Routen in Angriff zu nehmen.
Nach den Klettertagen waren auch sie stolz auf das Erreichte und konnten resümierend feststellen: der Schubs ins „kalte Wasser“ war eine gute Art an das Thema herangeführt zu werden. Da Wolfram ja mit der 7 auch schon das obere Ende der Erwartung für uns alle (außer Markus, der hätte sich da noch einen Rotpunktversuch in einer anderen 7+/7 erhofft) erfüllt hatte, hätten wir eigentlich nach Hause fahren können. Eigentlich. Das Wetter war aber noch mit uns hold und Schäufele und Co. vom Vorabend mussten auch in den Muskeln verbrannt werden (Für unsere Hobby-Köche: Heißt Schäufele, weil das Schweine-Schulterblatt die Form eines Schaufelblattes hat). Außerdem kam Marco jetzt als Nachzügler noch kletterhungrig hinzu. Also weiter. Am dritten Tag sorgte dann der Mix aus schwüleren Temperaturen und dickeren Armen (nach 2 vollen Klettertagen) und auch die harte Bewertung für eine gute Boulderlehrstunde ohne Durchstieg im 7er Bereich. Andere beißen auf Granit, Wolfram beißt sich die Zähne in der überhängenden Steinbeißer Tour (7+) aus (aber kommt zumindest hoch) und Marco und ich schon früher in der Mondsichel (7-).

 

Gunnar und Thomas gewinnen wertvolle Vorstiegserfahrung in den ersten Touren und meistern dann bravourös im Rotpunkt den „Palast der Hohen“ (6-) mit einer doch sehr giftigen Einzelstelle im oberen Bereich. Bei den Temperaturen und speckigen Tritten hätte man da auch mehr als 6- geben können. Die Namen deuten es ja schon an (an dieser Stelle seien nur die jugendfreien Routennamen erwähnt…): Ja, richtig – wir sind in der Elfenwelt – so heißen die wundersam geformten Felsen im schattigen Wäldchen. Und fast hätten Marco und ich uns auch in der Elfenwelt zwischen den Felsen verirrt (wenn man vor lauter Felsen den Fels nicht mehr sieht). Erfahrungsgemäß gibt es im Frankenjura bei vier Klettertagen auch immer einen Regentag. So auch dieses mal. Aber im Schloss ist man trocken aufgehoben und viele Tropfen zogen darüber hinaus an uns vorbei. Der Schlossbergzwilling ist teilweise überhängend und bietet von 5+ bis 7+ viele feine Routen. Trotz der drei Klettertage konnten wir am vierten Tag – dank der guten Dehnübungen am Vorabend auf der Wiese (genau so wichtig wie das Klettern an sich, ohne Dehnen kein Schäufele…) und des leicht kühleren Wetters doch noch mal angreifen. „Liebe mit Chancen“ – wer eine Tour (heißt so, 6+) liebt, schafft sie ggf. auch. Hat man sich mühsam hochgekämpft, erwartet einen in den letzten 2 Zügen noch ein unliebsamer Überhang mit schlechten Griffen. Nur ein Hinweis von Thomas aus der „Trau dich“ (6-) nebenan bzgl. eines formidablen Seitgriffes rechts, sichert hier noch den Rotpunkt in letzter Minute.

So konnten wir dann trotz Temperaturen zwischen 25 du 30 Grad auf teils speckigen Tritten und Griffen doch unsere Grenzen ausloten und auch erklettern. Sehr geholfen hat dabei die perfekt auf das Wetter und unser (Nicht)Können abgestimmte Felswahl von Markus und die Dehnübungen. Gemütlich ging es dann jeweils abends auf der Terrasse „Zur Guten Einkehr“ bei Frankenbier zur Sache. Fazit: Rundum gelungen und Danke an Markus für das organisieren und coachen!

von Torsten Oster und Thomas Külz